“Mensch, mach’ Dir da mal keine Gedanken”
Doch vielen Menschen fällt das nicht so leicht …
Zweck
Dies hier schreibe ich, um Erlebtes für mich als gedankliches Modell zu reflektieren, und um den Austausch mit anderen darüber zu suchen. Es geht um uns, um Menschen — daher ist nichts richtig oder falsch. Bewusst vermeide ich daher Begriffe, die Menschen in Schubladen stecken. Ich freue mich auf Austausch — oder einfach nur auf Ihre Gedanken.
Einleitung
“Mach’ Dir da mal keine Gedanken”: Dieses geflügelte Wort ist schnell ausgesprochen — manchmal ohne sich dessen Bedeutung in Gänze bewusst zu sein. Denn einigen Menschen scheint es schwer zu fallen, sich keine Gedanken zu machen.
Dies zeigen mir verschiedene Austausche, gelesene Eindrücke wie auch Gespräche als Vorgesetzter und Berater auf Managementebene. Für mich ergeben sich daraus verschiedene Kategorien von Gedanken, die vielleicht viele von uns kennen und zum Teil erlebt haben.
I. Kurze Gedanken
“Ich war mal kurz in Gedanken” gibt das gut wieder, was wahrscheinlich allen Menschen mehrfach täglich zu verschiedenen Gelegenheiten passiert. Im Bild oben würde man kurz am oder im Fluss sein und nicht auf den Weg achten. Meist dauern diese Gedanken nicht lang und haben nicht viel emotionale Tiefe. Viele dieser Gedanken dienen der Verarbeitung und Einordnung.
II. Langes Grübeln und ganze Szenarien
Aus kurzen Gedanken können auch mal längere werden. Als Gedankenspiele im Positiven benannt, können daraus auch uns vereinnehmende Grübeleien werden, aus denen nicht nur einzelne Gedankenketten, sondern ganze Szenarien werden. “Was wäre, wenn …” oder Gespräche mit anderen im Kopf gehören auch dazu.
Wahrscheinlich kennen einige von uns, dass man vor oder nach emotional bewegenden Situationen mit anderen Menschen sich in Gedanken noch oder schon einmal unterhält. Dabei können diese einen gar nicht räumlich nah hören. Hierbei scheinen sich Situationen wieder und wieder im Kopf abzuspielen. Unangenheme Konfliktgespräche in Unternehmen mit Chefs und Kollegen gehören ebenso dazu wie Auseinandersetzungen mit Familie und Freunden.
III. Tiefe Gedanken bis hin zur Beeinträchtigung und Selbsthinterfragung
Uns emotional bewegende Gedanken können sehr tief gehen. Spätestens jedoch wenn Gedanken zu einem übermäßigen Hinterfragen der “Richtigkeit” des eigenen Handelns und Denkens oder gar zur Hinterfragung der “Richtigkeit” der eigenen Person werden, ist aus dem eigentlichen Hilfsmittel “Gedanke” etwas anderes geworden.
Statt selbst unsere Gedanken zu kontrollieren, lassen wir zu, daß sie beginnen, uns zu kontrollieren — anfangs leicht, später auch intensiver bis hin zur nicht immer eigens so gewollten Verhaltensänderung. Auch körperliche Auswirkungen wie u.a. Verspannungen oder Kopfweh sind bei einigen Menschen typische Anzeichen.
IV. Schwere Gedanken, Selbst-Gefängnis und Verzweiflung
Einige Menschen erreichen einen Status, in dem sie verzweifelt wirken und auch explizit sagen, dass sie es sind: “Ich kann nicht mehr” oder “Ich komme aus dem Denken nicht mehr heraus” habe ich ein paar Mal in meinem Leben von anderen gehört.
Hier scheinen Gedanken ihre Menschen, ihr Denken und Handeln bis hin zum Tagesablauf und zu Interaktionen mit anderen Menschen schwerwiegend zu beeinträchtigen. Bewusst vermeide ich Begriffe von vermeintlichen Krankheitsbildern, weil es den Menschen in meiner Erfahrung meist nicht hilft.
Doch Hilfe brauchen sie — von anderen und am meisten von und für sich selbst. Den richtigen Weg zu finden und täglich zu gehen, ist nicht einfach mit gefühlt wenig Energie. Doch auch viele kleine Schritte führen zum Ziel.
Nicht selten verzweifelt das Umfeld der Menschen früher oder später, so dass zur eigenen empfundenen Belastung noch die belastete Beziehungen zu Freunden und Familie hinzukommt, auch das mit Gedanken, die dann auf die vorhandene Schwere einzahlt. Manchmal kommt es zur Abwendung von betroffenen Menschen und dadurch zum Gefühl der Vereinsamung.
Mein Fazit bis hier und heute
Gedanken sind grundsätzlich hilfreich und positiv für uns. Sie dienen der Verarbeitung, der Einordnung und auch dem eigenen Lernprozess.
Sie können auch groß und mächtig werden — im Positiven wie im Negativen — wenn wir es ihnen erlauben oder verlernen und versäumen, mit ihrer Größe umzugehen. Der Übergang vom positiven Charakter bis hin zu selbstzerstörerischen Gedankenspiralen scheint fließend und passt natürlich auch nicht immer in die oben erwähnte Schubladen-Struktur.
Die gute Nachricht: Wenn es einen Weg hinein gibt, dann gibt es auch mindestens einen wieder hinaus — oder mehrere — manchmal sehen wir sie nur gerade nicht. Universal-Wege, die jedem helfen, dort herauszukommen, scheint es nicht zu geben. Da hilft es nur, für sich auszuprobieren. Viele Menschen haben einen dieser Wege bereits hinter sich gebracht, sind für sich gereift und gestärkt daraus hervorgegangen.
“Mensch, mach’ Dir da mal keine Gedanken” … oder nur so viele wie es Dir wirklich nützlich erscheint. Alles Gute.
(c) Autor: Mark König, 8. August 2018